Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Rosenhügel
Informationen zur Personalsituation
Über die Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik Hietzing wird derzeit häufig berichtet. Anlass dafür ist der Abgang von Abteilungsvorständin Brigitta Lienbacher, die den WIGEV mit Ende April verlässt. Das Primariat wird so rasch wie möglich nachbesetzt. In der Zwischenzeit wird der Betrieb geordnet weitergeführt.
Personalsituation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik Hietzing
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik Hietzing arbeiten 100 vollzeitäquivalente Mitarbeiter*innen. Zu dem multiprofessionellen Team zählen neben Ärzt*innen auch Pflegepersonen, Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Ergo-, Musik- und Physiotherapeut*innen sowie Logopäd*innen und Diätolog*innen.
Rund ein Viertel davon – nämlich 23,4 – sind vollzeitäquivalente Ärzt*innen. Diese schlüsseln sich wie folgt auf (alle Vollzeitäquivalent):
- 8 Fachärzt*innen (davon 3,5 in den Stationen für Psychosomatik in der Klinik Ottakring, die innerhalb der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilung der Klinik Hietzing als Department geführt wird)
- 0,6 Allgemeinmediziner*innen
- 3 Freelancer*innen
- 11,8 Ärzt*innen in Ausbildung
Primaria Lienbacher selbst sagt zur Situation am Rosenhügel:
„Dank kreativer Lösungsansätze und des persönlichen Einsatzes des Teams ist die Situation stabil. Trotz schwerer Störungsbilder kann die steigende Anzahl an Patient*innen sowohl stationär als auch ambulant versorgt werden, unter anderem auch, weil die Anzahl der Assistenzärzt*innen deutlich gestiegen ist. Die Aufrechterhaltung des Versorgungsauftrages ist durch das hohe Engagement des multiprofessionellen Teams gewährleistet, trotz der auf mehreren Ebenen schwierigen Rahmenbedingungen.“
Über die schwierigen Rahmenbedingungen
Wie in ganz Europa gibt es auch im Wiener Gesundheitsverbund einen großen Bedarf an Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Wiener Gesundheitsverbund setzt zahlreiche Maßnahmen, um diese Lücke zu schließen. Neben finanziellen Anreizen für neue Fachärzt*innen bietet der WIGEV spezielle Fortbildungsprogramme und Rotationsmöglichkeiten an, um das Arbeitsumfeld möglichst attraktiv zu gestalten und Fachkräfte langfristig zu binden. Zudem investieren wir verstärkt in die Ausbildung neuer Fachkräfte und fordern eine Erhöhung oder Aussetzung des Ausbildungsschlüssels.
Die Bemühungen des Wiener Gesundheitsverbundes schließen auch den Ausbau der Infrastruktur für Personal und Patient*innen ein: ausschließlich 1- und 2-Bett-Zimmer, großzügige Therapieräume und Therapiegärten sowie Gänge, in denen Patient*innen ihrem Bewegungsdrang nachkommen können. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik Hietzing wird bis 2040 neu gebaut.
Anstieg psychischer Erkrankungen und Altersverschiebung
Die COVID-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen haben Kinder und Jugendliche vor enorme Herausforderungen gestellt. Seither ist ein deutlicher Anstieg psychischer Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen (siehe UKE – Child Public Health – COPSY-Studie).
Die Zahl der Ambulanzfrequenzen auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist im Wiener Gesundheitsverbund im Zeitraum 2018 bis 2024 um 35% angestiegen. Auch die stationären Fälle haben sich seit 2018 um 86% erhöht. Die häufigsten Diagnosen sind Belastungsstörungen, Depressionen und Persönlichkeitsstörungen.
Besonders auffällig ist die Verschiebung des Alters der betroffenen Patient*innen: Die Gruppe der 15 bis 19-Jährigen macht inzwischen 59% der stationären Fälle aus, während Kinder unter 10 Jahren nur noch 2% ausmachen.
Bedeutung der Transitionspsychiatrie
Die Versorgung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist – auch in Anbetracht der steigenden Fälle in dieser Altersgruppe – besonders wichtig. In den Kliniken Hietzing und Floridsdorf betreiben wir spezielle transitionspsychiatrische Stationen, die den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter begleiten und Patient*innen zwischen 16 und 25 Jahren betreuen. In der Klinik Hietzing wurde 2018 das erste transitionspsychiatrische Angebot Österreichs geschaffen.