„Room of Risks“ sichert Patient*innen-Sicherheit der Zukunft
Simulationsraum stellt risikoreiche Situationen konkret im eigenen Arbeitsumfeld dar
Am 17. September findet alljährlich der internationale Tag der Patient*innen-Sicherheit statt – auch der Wiener Gesundheitsverbund beteiligt sich umfassend. Ziel ist vor allem die Steigerung des öffentlichen Bewusstseins für Patient*innen-Sicherheit. Dazu gehört unter anderem eine eindeutige Identifikation der Patient*innen: Um Verwechslungen auszuschließen, werden Patient*innen beispielsweise vor einer Operation noch einmal zu ihrem Namen, ihrer Erkrankung sowie zur bevorstehenden Operation befragt. Auch bei der Medikamentengabe ist besondere Sorgfalt geboten: Handelt es sich um das richtige Medikament? Stimmen Dosierung und Konzentration? Ist die Verabreichungsform korrekt, und wurde der richtige Zeitpunkt gewählt? Zudem müssen mögliche allergische Reaktionen in Betracht gezogen werden. Bei Unsicherheiten im Ablauf ist es entscheidend, Sicherheitsbedenken direkt und aktiv anzusprechen. Um Auszubildende auf mögliche Gefährdungen vorzubereiten, wurde in der Klinik Hietzing 2023 der Room of Risks eröffnet.
Praxisnahe Trainingsmöglichkeit
„Wir beschäftigen uns bereits seit 2005 ganz intensiv und systematisch mit dem Thema Patient*innen-Sicherheit. Dafür haben wir über die Jahre hinweg ein Netzwerk an engagierten Mitarbeiter*innen aufgebaut, um gemeinsam Risiken zu minimieren und das Thema nachhaltig in unserer Organisation zu implementieren“, betont Andrea Sailer, Pflegedirektorin in der Klinik Hietzing. Ein besonderer Meilenstein war die Eröffnung des „Room of Risks“ im Dezember 2023. „Der Room of Risks ist ein Simulationsraum, der Auszubildende auf mögliche Risiken im Bereich Patient*innen-Sicherheit sensibilisiert. Potentiell gefährdende Situationen können hier konkret und praxisnah im eigenen Arbeitsumfeld dargestellt werden“, erklärt Carmen Kreuzer, Zentrale Praktikumskoordinatorin für die Pflegeberufe in der Klinik Hietzing. Im Room of Risks werden Gefährdungen unterschiedlichster Art dargestellt: Ein Patient ohne Identifikationsarmband, verlockende Süßigkeiten auf dem Tisch einer Diabetikerin, ungesicherte Betten, die bei einem Sturz zur Gefahr werden können, sowie eine vergessene Schere, die achtlos auf einem Tisch liegt. Seit der Inbetriebnahme befindet sich der sorgfältig und umfangreich eingerichtete Trainingsraum in Pavillon 4. Er dient sowohl der Ausbildung von Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger*innen als auch von Pflegefachassistent*innen und Pflegeassistent*innen.
Aus der Schweiz nach Österreich
Ursprünglich stammt die Idee eines Simulationsraumes zur Förderung von Patient*innen- Sicherheit aus der Schweiz, wo bereits seit einigen Jahren regelmäßig solche Trainings in praxisnahen Situationen durchgeführt. Gemeinsam mit Andrea Langer, akademische Pflegeberaterin in der Klinik Hietzing, und Manfred Zottl aus dem Team Patient*innen- Sicherheit, adaptierte Kreuzer das Schweizer Modell für das österreichische Gesundheitswesen und passte es speziell an die Anforderungen der Klinik Hietzing an. „Die Auszubildenden gehen in Gruppen von 2 bis maximal 6 Personen in den Simulationsraum. Ziel ist es, in 12 Minuten individuell möglichst viele Risiken bzw. Patient*innen-Gefährdungen zu erkennen“, so Kreuzer. Im Raum befinden sich drei Patient*innen-Puppen, zu denen die Teilnehmenden vorab verschriftliche Informationen zum Aufnahmegrund und den Aufnahmediagnosen erhalten.
Kein richtig oder falsch
Während der 12 Minuten im Room of Risks notieren sich die Auszubildenden ihre Erkenntnisse. „Die im Simulationsraum eingebauten Gefahren lassen sich je nach Gefährdungspotenzial kategorisieren. Wichtig ist, dass die erkannten Risiken weder ausgebessert noch laut kommuniziert werden“, schildert Carmen Kreuzer. Im abschließenden Debriefing bietet sich dann ausreichend Zeit, um die gesammelten Erkenntnisse gemeinsam zu besprechen und zu diskutieren. „Wir nennen es einen Erfahrungsaustausch, in dem es kein richtig oder falsch gibt. Auch das Nicht-Entdecken von Gefährdungen bietet den Teilnehmenden wertvolles Lernpotenzial“, ergänzt die Zentrale Praktikumskoordinatorin.
Aus Puppen sollen Menschen werden
Das Feedback, das Zottl und Kreuzer, die den Room of Risks in der Klinik Hietzing betreuen, regelmäßig von den Auszubildenden erhalten, ist durchwegs positiv. „Die Teilnehmer*innen zeigen sich meist sehr dankbar, da sie eine solche Möglichkeit in ihrer Ausbildung sonst
nicht haben. Die praxisnahe, aber gleichzeitig entspannte Umgebung in Kombination mit einer positiven Fehlerkultur machen den Simulationsraum zu einer optimalen Ergänzung zur Theorie“, betont Kreuzer. Auch an Zukunftsvisionen mangelt es dem Team nicht: „Künftig möchten wir gerne einmal die Puppen durch Menschen ersetzen, um auch die Interaktionen üben zu können. Mitarbeitende würden dabei die Patient*innen-Rolle übernehmen, vor einiger Zeit gab es dazu bereits einen sehr erfolgreichen Test.“ Der Room of Risks bleibt nicht nur den Auszubildenden vorenthalten, auch bestehende Mitarbeiter*innen haben die Chance zur Teilnahme: „Im Rahmen unserer Aktionen zum Tag der Patient*innen-Sicherheit laden wir Mitarbeiter*innen wieder in den Simulationsraum ein“, so Kreuzer abschließend.