Klinik Hietzing Cardiologie und Gynäkologie

Krebs: Beruflicher Alltag – aber niemals Routine

Bernadette Greunz und Cathrine Drobesch, beide Fachärztinnen für Gynäkologie, arbeiten gemeinsam mit vielen weiteren Kolleg*innen im zertifizierten Zentrum für Gynäkologische Tumore in der Klinik Hietzing. Wir haben mit ihnen über die zentralen Aspekte und Erfahrungen ihrer Arbeit gesprochen.

OÄ Bernadette Greunz

OÄ Bernadette Greunz

OÄ Cathrine Drobesch

OÄ Cathrine Drobesch

Redaktion: Was macht das Zentrum für Gynäkologische Tumore so besonders?

Greunz: Wir sind neben dem AKH Wien das einzige zertifizierte Zentrum für Gynäkologische Tumore in Wien. Das bedeutet: Bei uns erhalten Patientinnen eine umfassende Betreuung nach höchsten Qualitätsstandards. Ob Operation, medikamentöse Tumortherapie, Physiotherapie oder psychologische Gespräche – all das bieten wir direkt hier in der Abteilung an. Für die Strahlentherapie arbeiten wir mit dem Institut für Radioonkologie in der Klinik Hietzing zusammen. Seit etwa einem halben Jahr bieten wir unseren Patientinnen auch die Behandlung mittels Immuntherapie, also Medikamenten, die das Immunsystem aktivieren und so den Tumor direkt bekämpfen, oder Antikörperchemotherapie an. Dabei heften sich die Antikörper direkt an die Tumorzelle und geben direkt an der betroffenen Stelle die Wirkstoffe ab.

Redaktion: Was liegt Ihnen bei der Arbeit mit Patientinnen besonders am Herzen?

Drobesch: Mir ist es wichtig, dass Frauen wissen: Sie sind mit ihrer Diagnose nicht allein. Wir können nicht versprechen, dass wir jede Patientin heilen können – aber wir können versprechen, dass niemand diesen Weg alleine gehen muss. Wir sind immer da. Besonders bei jungen Frauen ist es oft sehr dramatisch, weil Tumore in jungen Jahren häufig schneller voranschreiten. Deshalb sind regelmäßige Vorsorge, HPV-Impfungen und Abklärung von auffälligen Befunden so wichtig. Und zwar nicht nur vor einem Kinderwunsch, sondern auch in und nach der Menopause.

Redaktion: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit im Team?

Greunz: Die Zusammenarbeit ist das Herzstück unseres Zentrums. Bei uns arbeiten Mitarbeiter*innen der Medizin, Pflege, Therapie und Psychologie eng zusammen. Bei den wöchentlichen Tumorboards geschieht dies auch fächerübergreifend: Expert*innen aus der Gynäkologie, Radiologie, Pathologie, Strahlentherapie und Onkologie besprechen jede Patientin und suchen die passende Therapieoption. So stellen wir sicher, dass jede Frau die individuell bestmögliche Behandlung erhält.

Redaktion: Sie haben eine besondere Begegnung mit einer Patientin erwähnt. Wollen Sie davon berichten?

Drobesch: Ja, das war sehr berührend. Ich war drei Monate krankheitsbedingt abwesend. Als ich wiederkam, hat mich eine Patientin freudestrahlend begrüßt und gesagt: „Ich bin so froh, dass Sie wieder da sind.“ Das zeigt, wie intensiv die Beziehungen hier sind. Wir begleiten viele Frauen über Wochen, Monate, manchmal Jahre – da entsteht eine enge Verbindung.

Redaktion: Neben den menschlichen Aspekten verfolgen Sie auch strenge Qualitätsansprüche.

Greunz: Das ist richtig. Unsere Arbeit folgt den Standards der AGO Austria und den Vorgaben der Österreichischen Zertifizierungskommission. Das bedeutet konkret: Alle zwei Jahre werden wir als Zentrum für Gynäkologische Tumore rezertifiziert. Viermal im Jahr treffen wir uns im Qualitätszirkel, um neue Leitlinien zu besprechen und umzusetzen. In Morbiditätszirkeln analysieren wir gemeinsam Fälle, bei denen eine Patientin verstorben ist – ganz offen. Wir fragen: Was hätten wir vielleicht besser machen können? Was können wir daraus lernen?

Redaktion: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Drobesch: Noch mehr Bewusstsein in der Gesellschaft für Vorsorge und Früherkennung.

Greunz: Und dass Frauen frühzeitig kommen. Krebs ist ein harter Gegner, aber wir können viel tun, wenn wir rechtzeitig reagieren.

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