Mitarbeiterinnen des Opferschutzes in der Klinik Hietzing

Auf der Zentralen Notaufnahme sind wir oft die Ersten, die Hinweise auf Gewalt wahrnehmen

Ein Interview mit Maria Schuch und Johanna Bornstein von der Opferschutzgruppe der Klinik Hietzing

In der Zentrale Notaufnahme der Klinik Hietzing werden jährlich rund 40.000 Notfälle versorgt. Darunter befinden sich auch Gewaltbetroffene. Maria Schuch, Leiterin der Opferschutzgruppe und Fachärztin für Innere Medizin sowie Johanna Bornstein, Mitglied der Opferschutzgruppe und Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, sind beide auf der Zentralen Notaufnahme tätig. Im Interview erklären Sie, warum gerade die Zentrale Notaufnahme eine Schlüsselrolle im Opferschutz spielt und wie sie Betroffenen helfen.

Warum spielt die Zentrale Notaufnahme im Opferschutz eine so wichtige Rolle?
Schuch: Die Notaufnahme ist rund um die Uhr Anlaufstelle für verschiedenste medizinische Notfälle. Viele Patient*innen kommen mit akuten aber auch einige mit länger bestehenden Beschwerden, im Gespräch zeigt sich manchmal, dass dahinter Gewalterfahrungen stehen. Wir sind häufig die ersten Ansprechpersonen und können frühzeitig Unterstützung anbieten.

Wie schaffen Sie einen geschützten Rahmen für Betroffene?
Bornstein: Bei der Ersteinschätzung führen wir ein kurzes Vier-Augen-Gespräch. Viele Betroffene fühlen sich hier sicherer als in ihrem privaten Umfeld. Unsere Schulungen helfen uns, sensibel auf mögliche Signale zu achten. Und der Datenschutz ist zentral: Anamnesegespräche und Spurensicherung wie Bilddokumentationen von Gewalt werden nicht in der allgemeinen Krankengeschichte dokumentiert – das schützt die Betroffenen.

Woran erkennen Sie, dass jemand möglicherweise von Gewalt betroffen ist?
Schuch: Neben offensichtlichen Verletzungen fallen uns zum Beispiel ältere Hämatome, schlecht versorgte Wunden oder Anzeichen von Vernachlässigung auf. Psychosomatische Beschwerden ohne klare körperliche Ursache können ebenfalls ein Hinweis sein.
Bornstein: Auffällig ist manchmal auch das Verhalten von Begleitpersonen: wenn sie die*den Patient*in nicht allein lassen wollen oder für sie*ihn sprechen. Das kann ein Warnsignal sein.

Wie sprechen Sie Betroffene darauf an?
Bornstein: Mit offenen, behutsamen Fragen wie: „Gibt es etwas, worüber Sie sprechen möchten?“ oder „Weiß jemand, dass Sie hier sind?“ Das zeigt, dass wir Raum geben – ohne Druck. Informationsmaterial liegt bei uns bereit, auch diskret in den Sanitärbereichen.

Welche Unterstützung können Sie anbieten, wenn jemand Hilfe braucht?
Schuch: Wir stellen auf Wunsch Kontakt zu Einrichtungen her, etwa zur Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene, Frauenhäusern oder dem Gewaltschutzzentrum. Wenn jemand Anzeige erstatten möchte, können wir sofort die Polizei verständigen. Wir arbeiten auch direkt mit den Gewaltschutzeinrichtungen zusammen, um zum Schutz betroffener Patient*innen in Hochrisiko- und anhaltenden Gefährdungssituationen beizutragen. Wichtig ist: Die Betroffenen entscheiden selbst, wann sie welche Schritte gehen.

Im Video geben Maria Schuch und Johanna Bornstein einen Einblick in Ihre Arbeit:

Video wird nach Klick auf das Vorschaubild geladen. Datenschutz