Diabetes-Monat: Diabetes mellitus – auf die richtige Einstellung kommt es an!
Diabetes mellitus gehört zu einer der häufigsten Krankheiten. Allein in Wien sind 130.000 Menschen davon betroffen. „Entscheidend bei Diabetes ist eine schnelle und gute Einstellung der Krankheit“, erläutert Univ. Prof. Dr. Bernhard Ludvik, Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung mit Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie der Klinik Landstraße. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind deshalb wichtig, um rechtzeitig mit der richtigen Therapie beginnen zu können.
Im Wiener Gesundheitsverbund gewährleistet eine Vielzahl medizinischer Abteilungen und Spezialambulanzen die Versorgung von Diabetes-Patient*innen. Als zusätzliche Versorgungseinheit der Klinik Landstraße eröffnet im Frühjahr 2023 das Diabeteszentrum Wienerberg. Denn, so Ludvik, Diabetes ist sehr gut behandelbar.
Diabetes – was heißt das?
Medizinisch wird Diabetes mellitus in verschiedene Formen unterteilt: Die Haupttypen sind Typ 1 und Typ 2 Diabetes. Sie unterscheiden sich im Auftreten und in der Behandlung. Typ 1 Diabetes tritt vorwiegend im Kindesalter oder Jugendalter auf. „Patient*innen mit Typ 1 Diabetes werden immer lebenslang mit Insulin behandelt“, erläutert Ludvik. Insulin ist ein Hormon, das den Blutzucker senkt. Typ 2 Diabetes betrifft in der Regel ältere Menschen. Häufig kommen Faktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen hinzu. Das Ziel hier ist es an Körpergewicht zu verlieren. Der erste Behandlungsschritt, verdeutlicht Ludvik, liegt darin, Ernährungsgewohnheiten zu optimieren und für mehr Bewegung im Alltag zu sorgen. „Dazu setzen wir in der Behandlung von Typ 2 Diabetes Medikamente ein, die den Blutzucker und das Körpergewicht senken und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall mindern“, führt Ludvik aus. Im Einzelfall kann auch hier Insulin eingesetzt werden. Auch während einer Schwangerschaft ist in einigen Fällen der Blutzuckerspiegel zu hoch. Unbehandelt führt ein Gestationsdiabetes oder Schwangerschaftsdiabetes dazu, dass Babys mit einem höheren Geburtsgewicht auf die Welt kommen. Mit zunehmendem Gewicht steigt gleichzeitig das Risiko für Geburtskomplikationen. „Auch das Risiko einer Unterzuckerung des Kindes nach der Entbindung steigt“, warnt Ludvik. Eine schnelle und umfassende Behandlung während der Schwangerschaft ist deshalb wichtig, um Mutter und Kind zu schützen. Nach der Geburt normalisiert sich der Blutzucker der Mutter. Was allerdings bleibt, ist ein erhöhtes Risiko, im Laufe des Lebens an Diabetes zu erkranken.
Neueste Forschung mitten in Wien
„In den letzten Jahren erleben wir eine Revolution in der Diabetesforschung“, weiß Ludvik. Mittlerweile gibt es sehr lang wirkende Insuline, die als Basalin-Iulin einmal wöchentlich gespritzt werden. Modernste medizinische Geräte und intelligente Insulinpumpen dosieren Insulin automatisch. Themen zu denen auch in Wien geforscht wird. An der 1. Medizinischen Abteilung der Klinik Landstraße ist das Karl Landsteiner Institut für Adipositas und Stoffwechselerkrankungen ansässig. Gemeinsam erforschen Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen neuartige Behandlungsformen, berichtet Ludivk. Den Umgang der Betroffenen mit ihrer Erkrankung erleichtern Insulinpumpen und Sensoren zur Messung des Zuckers im Gewebe. Mit ihrer Hilfe lässt sich der Blutzucker zuverlässiger einstellen und das Risiko für Folgeerkrankung sinkt. Große Fortschritte gibt es, weiß Ludvik, in der ständigen Messung des Gewebeblutzuckers – sie macht das lästige Stechen zur Bestimmung des Blutzuckers überflüssig. Neue injizierbare Medikamente für Menschen mit Typ 2 Diabetes basieren jetzt auf körpereigenen Darmhormonen. Sie senken den Blutzucker und das Körpergewicht mit einer noch nie da gewesenen Wirkkraft. Ein Fortschreiten der Erkrankung wird so verzögert und das Risiko für Spätschäden vermindert. Für Diabetes-Patient*innen ein Riesengewinn – denn so können sie ein langes Leben mit guter Lebensqualität führen.